Worakls Orchestra zusammen mit einem Teil vom Sinfonieorchester Basel – Fusion von Klassik & Elektro an der Baloise Session
Allein die Tatsache einer Kombination von einem Techno-DJ (Komponist Kevin Rodrigues) mit seinem Orchester, genannt Worakls Orchestra, und dazu 8 Musiker/innen vom Sinfonieorchester Basel (nach nur ein paar Stunden Probe!! Anm.: für die 125 Jahre ROCHE-Feier 2021 „Celebrate Life“ komponierte er fürs Sinfonieorchester ein Stück) hörte sich spannend an und wollte ich mir nicht entgehen lassen. Vorne weg, unter dem Abend-Motto „Electronic Symphony“, hat sich mehr als gelohnt und ich war nicht der Einzige, der so dachte, denn das Konzert war mit 1500 Musikliebhabern ausverkauft! Am Samstag, 28. Oktober 2023, war es in der Eventhalle der Messe Basel im Rahmen der Baloise Session soweit. Nach einem Intro durchs Orchester folgte Dirigent und DJ Rodrigues in einem schwarzen Anzug, weissem Hemd und weisser übergrosser Fliege seinen Musikern auf die Bühne und positionierte sich in der Bühnenmitte zwischen zwei Synthies/inkl. DJ-Pult.
Mit „Storm“ gab er gleich eine regelrechte Ouvertüre mit einer Länge von annährend 15 Minuten Spielzeit zum Besten. Bereits nach etwa 5 Minuten war der zu Beginn freie Platz zwischen Bühne und erster Sitzreihe von tanzenden Fans belegt und dies änderte sich bis zum Schluss nicht. Gegenüber dem Auftritt von Fritz Kalkbrenner am selben Abend, waren nicht dieselben Personen vorne. Es gab einen Austausch. Eine Gruppe tanzender Goa/Neo Hippie-Fans fiel mir aufgrund der Kleidung besonders auf. Diese Art von Musik zog jedoch auch Klassik-begeisterte Herrschaften gesetzteren Alters an, die von leicht mit dem Fuss wippend bis zum Takt klatschend begeistert mitmachten. Diese Altersbandbreite war mir beim Set von Kalkbrenner zuvor nicht so bewusst aufgefallen. Es wurde einem eine enorme Abwechslung geboten. Ich ertappte mich bei diesem Set nie, ausser das Smartphone für Notizen zu benutzen, Richtung Bühne zu schauen. Immer war was los. Neben dem Dirigenten und Mastermind gab es 5 Musiker/innen, die besonders in Erscheinung traten. Da war die Violine-spielende Freundin von Rodrigues, Esther Abrami, in einem goldenen Kleid. Mit einer äusserst agilen Bühnenperformance fiel Antonin Winter auf. Eine Gitarristin, Lore Jarocinski, die regelrecht auf die Bühne lief, anstelle zu gehen, bei Ihren Einsätzen und dazu in bester Heavy Metal-Manier headbangte, gehörte auch dazu. Besonders gefiel mir die Perkussionistin Nozomi Hiwatashi. Erstens wie viele Schlaginstrumente Sie beherrschte und mit welcher Intensität Sie sie bediente. Ein paar Kompositionen hatten einen Gesangsteil. Pauline Pascal („Lili Poe“) mit Ihrem klaren Gesang, die nebst dem Gesangsteil mit Ihrem Lächeln bezauberte, trug die Verantwortung. Die beiden Orchester bildeten in dieser Beziehung das ruhige Rückgrat und blieben auf Ihren Sitzen. Naja, ruhig war es nicht, bei Up Tempo-Nummern (Beispiel „Adagio“) spielten Sie mit ordentlich Schmackes und bewegten sich auf Ihren Plätzen. Vermutlich wollten Sie bei einzelnen Songs gegen das Drum’N’Bass-Gewitter „ankämpfen“. Um die Fans abzuklatschen gesellte sich Multiinstrumentalist Rodrigues zur ersten Reihe, aber nicht nur deshalb. Bei „Coeur de la Nuit” musizierte er wie ein tanzender Derwisch auf einem portablen Keyboard. Musik hat der Kerl in den Adern! Mit seiner positiven Ausstrahlung, vielen Gesten oder direkten Aufforderungen ans Publikum verstand er Letzteres zu mobilisieren und mit Ihm zu interagieren. Während dem Klassik-Part bei „Coeur de la Nuit” bat er die Fans vor der Bühne zu knien um auf sein Kommando aufzuspringen – sah top aus. Ein Moment der Baloise Session 2023, an dem man sich gerne zurückerinnert. Der krönende Abschluss erfolgte nach knapp 90 Minuten mit der Hymne „Salzburg“. Ich bin im Klassikbereich zu wenig bewandert, aber ich empfand diese Komposition meisterhaft und ein gut gewählter Konzertabschluss. Das entsprechende Resultat für den Auftritt von Worakls Orchestra war eine mehrere Minuten dauernde Standing Ovation!
Vielleicht war es ein Wagnis der Organisatoren einen solch speziellen Abend zu lancieren, aber es ging voll auf – ausverkauftes, bombastisches Konzert, zwei tolle, unterschiedliche Acts (erster Programmpunkt war Fritz Kalkbrenner), fusionierte, vielfältige Musikstile, passender Licht-Einsatz und ein begeistertes, buntes, tanzendes Publikum. Was möchte man als Veranstalter mehr?!? Persönlich gehört dieser Abend zu einem der besten Konzerte.
Mitglieder:
Kevin Rodrigues (Dirigent, Komponist, Autor, Produzent), Esther Abrami (Violine, Freundin v. Kevin), Antonin Winter (Violoncello), Zoltan Szanto (Viola), Nozomi Hiwatashi (Percussion), Lore Jarocinski (Guitar), Pauline Pascal (Vox), Teodora Dimitrova (Violin), Dima Dimitrova (Violin), Dominik Ostertag (Violin), Pablo Salva Peralzta (Viola), Phoebe Lin (Cello), Eda Pacaci (Horn), Carlos Fluixa (Trombone), Benedikt Schobel (Bassoon), Nina Milleti (Violin), Marion Leray (Viola), Clio Erté (Violoncello), Florencia Jaurena (Flute), Guillaume Grimal (Clarinet), Constance Mespoulet (Cor (Oboe)) und Antoine Saintes (Trumpet)
Setliste:
Intro
Storm, Hortari, Pandemonium, Pipeline, Caprice, L’Amour L’Amer Le Chaos, Tawa, One More Time, Nocturne, Coeur de la Nuit, Adagio, Crow
Bonus: Salzburg
Zeiten: 21:45 bis 23:15 Uhr
Veranstalter: Baloise Session
Photos/Text: Daniel Strub
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